Vergangenheit
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie es Euch gestern ging oder vor einem Monat oder vor einem Jahr?
Heute möchte ich Euch mal ein Stück meiner Vergangenheit erzählen.
Vor genau 1 Jahr bin ich arbeitslos geworden. Da mein damaliger Partner seine Lebensaufgabe nicht lösen wollte ist eine ziemlich große Bombe geplatzt und ich traf eine ziemlich große Entscheidung – mich von ihm zu trennen.
Was sich danach in meinem Leben, dann als alleinerziehende Powermutter mit 2 Kindern abspielte möchte ich Euch heute erzählen.
Vielleicht holt Ihr Euch erst mal ein Tee und macht es Euch gemütlich auf dem Sofa und lest….nachher braucht Ihr sicher einen Schnaps…..
„Nun bin ich seit 4 Wochen arbeitslos – und wisst Ihr wie man sich da fühlt? Beschissen!!! Entschuldigung den Ausdruck, aber mir geht es wirklich nicht gut.
Das Schlimmste ist noch – unschuldig arbeitslos – das ist noch die Steigerung davon.
Und weil keiner mit mir redet – ich habe nämlich auch keinen Mann mehr, der ist mir durch Vertrauensbruch und die Insolvenz seiner Firma auch abhanden gekommen….aber jetzt mal von Anfang an…..
Jeden Tag schreibe ich nun 1 Stunde und berichte von all meinen kuriosen Erlebnissen, die ich während meiner Arbeitslosigkeit mache…unschuldigen Arbeitslosigkeit wohlgemerkt!
Vor 3 Jahren bin ich mit Peter durchgebrannt…bin endlich aus meiner langweiligen Ehe ausgebrochen….der Neue war 1,88m groß und einfach stark – wie ein Fels in der Brandung und verwöhnt hat er mich nach Strich und Faden. Herrlich – das braucht Kathrin…..mehr davon bitte.
Ich habe meine beiden Töchter gepackt und bin aus unserem Haus auf dem Land ausgezogen und in die Kleinstadt. Ich sage Euch, das war eine anstrengende Zeit, aber ich habe es geschafft, das alles durchzuhalten.
Da ich zu der Zeit immer noch in einem anderen Unternehmen gearbeitet habe, dort aber wohl finanziell ziemlich ausgenutzt wurde….Kathrin schreit da immer besonders laut: „Bitte nehmt mich zum Ausnutzen…ich brauche das für mein Selbstbewusstsein…“, meinte Peter ich solle doch in seinem eigenen Unternehmen arbeiten – ich hätte doch so eine tolle Telefonstimme.
Gehört, gekündigt…! Kathrin macht sich ja immer gerne abhängig von Männern. Das ist immer so herrlich bequem…….das zum Thema Komfortzone.
Ich habe mich voller Elan und Begeisterung in meine neue Aufgabe gestürzt und habe die Firma, die bereits schon 2 Jahre alt war, mit aufgebaut. Ziemlich erfolgreich…….muss ich wirklich mal sagen.
Aber ich begab mich wie schon gesagt in eine völlige Abhängigkeit.
Wir haben uns geliebt am Anfang wie die Weltmeister, er hatte 4 Jungs, ich zwei Mädchen….wir waren von jetzt auf gleich ein Großfamilie….es war sehr, sehr anstrengend alles, aber die Liebe trägt so was ja bekanntlich……….
Er hat mich auf Händen getragen, bis zu dem Tag, als ich durch Zufall mitbekam, dass Gehälter für unsere mittlerweile 40 Mitarbeiter teilweise nicht gezahlt wurden..
…“Wie bitte??????“
Wie die Firma ist nicht mehr zahlungskräftig? Aber wir hatten doch genug Aufträge…..??!! Ich habe gearbeitet wie eine Blöde für ein Minimum an Gehalt.
Wieso redet mein Partner nicht mit mir? Wieso keine Offenheit, kein Vertrauen in mich? Das gehört doch dazu!!! Das ist die Grundlage. Bin ich so schlimm, nicht vertrauensvoll, nicht kommunikativ, nicht belastbar??
Aber ich hatte meine Lektion was Männer betrifft wohl noch nicht gelernt…..
Die Firma hat Insolvenz angemeldet und ich habe wieder einmal meine Kinder gepackt und bin ausgezogen – ich musste mich und uns retten – finanziell und auch meine Seele, die sowieso schon angegriffen war.
Ich hatte schon seit längerem das Bauchgefühl….da stimmt was nicht, aber ich habe es immer wieder weggedrückt.
Ich wollte doch diesen Mann und das Leben. Das passte doch nicht.
Aber das Unheil nahm seinen Lauf….ich wurde wie alle anderen gekündigt. Die Wut war so groß, die Enttäuschung war noch größer und das Vertrauen in diesen Menschen bis in die tiefsten Grundmauern erschüttert!
Nun stehe ich da, kein Job, kein Mann, kein Auto!
Mein Freundschaftskreis schrumpfte auf ein Minimum zusammen, aber die 3 besten Freundinnen und ihre Männern blieben und unterstützten mich. Was ein großes Glück!!!
Ich lasse mich nicht unterkriegen. Habe ganz schnell durch glückliches Vitamin B für mich und meine Kinder eine traumhaft schöne Wohnung gefunden….die allerdings auch bezahlt werden muss.
Von was eigentlich?…Ach ja, ich wollte ja von meiner Arbeitslosigkeit berichten.
Nachdem ich erst mal begonnen habe Initiativbewerbungen zu verschicken, musste ich schnell feststellen, dass nicht alle auf Frau Kathrin P. gewartet haben. Aber Kathrin träumt ja gerne…..
„Frau P, endlich melden Sie sich…auf Sie haben wir all die Jahre gewartet..“ „Ja, Herr Dr. X, ich auch….also, Sie sehen ja blendend aus…ja, wann kann ich anfangen? Was, soviel Gehalt wollen Sie mir zahlen?…..Sie sind wirklich großzügig Herr Dr. X.“
Reset! Nein, das Gegenteil war der Fall – entweder es meldet sich gar keiner oder Absagen…“Ja, Ihre Unterlagen sind ja ganz wunderbar – es gibt im Moment aber keine Vakanzen.“ Danke schön!
Toll, ich Dich auch……..!!! Grrrrrrrrr..
Da ich ja wirklich ein absolutes Kommunikationstalent bin, ist für mich das Schlimmste nur per E-Mail meine toten Unterlagen zu verschicken….keiner spürt meine Begeisterung, meine Energie die aus meinen Augen sprüht….keiner redet mit mir!
Bin ich denn wirklich so schlecht?…Kann ich nicht mithalten mit den Anderen? Ich muss dringend einen Powerpoint Kurs machen oder Excel…iiihhhhhh.
Was? Assistenz der Geschäftsführung suchen die? Super, das mache ich.
Nun bewerbe ich mich als Assistentin der Geschäftsleitung und damit geht das Bewerben ja wunderbar…..wie bitte, „Englisch fließend in Wort und Schrift…“ja, kann ich, aber nur nach 3 Gläsern Wein – da bin ich eigentlich Engländer, weil ich so gut spreche..ähhh…lalle.
Kathrin, lass Dich nicht unterkriegen!! Da habe ich mir letztens erst das Buch gekauft „Endlich selber leben, nicht gelebt werden“. Das ist meine Rettung. Abends vor dem Schlafengehen ziehe ich mir die CD rein und schlafe regelmäßig dabei ein. Ist das jetzt Entspannung oder die Gehirnwäsche..? Nein, eher die Erschöpfung von den Bewerbungen, die ich zuhauf verschicke. Ich bin mittlerweile bei 50!
Und dann dieser Sexentzug – es ist der Horror! Wissen Sie eigentlich, was der Supergau ist? Job weg und keinen Sex mehr! Normal jede Woche 4 Mal und dann plötzlich Nulllinie….
Aber wie heißt es so schön in meinen positiven Lebensbüchern, die ich wie verrückt verschlinge…Lösungsorientierte Fragen stellen!
Ok,…….Kathrin.
„Wie kann ich meine Sexlust stillen ohne Mann, ohne Internet…ich will Keinen aus dem Internet und für Sex schon mal gar nicht. Ok, wie hieß der Laden noch, den mir letztens ein Freund empfohlen hat?
„Inside her!“ Hört sich wunderbar an – „Inside me“ ist nämlich nix mehr los.
Ich rein in den Laden…..nachdem ich einen Mut Prosecco getrunken habe. Meine Freundin hat gesagt, ich muss mich um mich kümmern. Dieser Sexentzug macht mich fertig.
Unterwäsche – wundervoll…herrliche Höschen mit Loch…oh, das brauche ich, aber halt…….für wen?
Ach ja, ich habe ja keinen willigen Adonis zuhause – nur meinen PC und die Kinder….und keinen Job. Unschuldig arbeitslos…..! Hatte ich das schon erwähnt?
Gut, gleich in die untere Etage – Spielzeug für Frau und Mann – wunderbar. Das ist meine Welt, ohne rot zu werden. Ich tauche ein in die Welt von Startrek – die Teile sehen aus wie Steuerknüppel aus einem Raumschiff. Aber sie versprechen auf Knopfdruck „Beam me up, Scotty!!!“ Die Dame mit einem Hüftleiden….hoffentlich nicht von diesen Utensilien… erklärt mir mit einer Leidenschaft wie gut die Dinger sind. Ich entscheide mich für einen lilafarbende Vibrator, der auf den Namen Gigi hört und der es wirklich drauf hat, nachdem ich ihn mal in der Hand ausprobiert habe. Der hat echt Dampf. Wie bitte, man braucht Gleitcreme – also, hören Sie mal…..ich bin 41, da gleitet alles noch von selbst…
Naja, gut….8,90 € und die Creme ist meine.
Oh, mein Handy vibriert….wie bezeichnend – meine 9jährige Tochter ruft mich an, während ich zwischen Glasdildos und Sexschaukeln stehe. Ich fasse es nicht.
„Ja, Schatz, ich weiß nicht wo Dein Turnzeug ist – schau doch mal im Schrank nach. Nein, ich habe das Geld für die Klassenfahrt noch nicht überwiesen. Ich muss jetzt echt auflegen – Mama ist gerade verabredet…“, sage ich noch und entdecke in dem Moment die Liebeskugeln.
Also unter denen habe ich mir echt was anderes vorgestellt.
Zur Übung der Beckenbodenmuskulatur? Nee, ich will was anderes trainieren! Und so teuer? – Also dann investiere ich mal lieber in Gigi.
Eine andere Dame neben mir kauft gerade einen Vibrator der mit Fernbedienung funktioniert. Ha, man soll ja als Frau ein eigenes ausgeglichenes Sexleben haben…..Naja, die Vorstellung die Partnerin fängt beim Candle Light Dinner an zu vibrieren und glänzende Augen ist doch ganz interessant…….
Ich sehe neidvoll zu, wie sie sich das herrliche Ding kauft. Nein, ich bin arbeitslos – dafür ist jetzt wirklich kein Geld da und außerdem habe ich Gigi – der wird es schon aufrichten……äh richten!
Wir verlassen den Laden und abends bekomme ich erst mal meine Periode…na toll!! Na gut, das Ding muss sowieso erst mal geladen werden – mit Strom. Und außerdem muss ich mir vorher noch meine Meditier CD reinziehen, wie ich zum Erfolg im Job komme – während des 2. Abschnitts bin ich schon eingeschlafen – also so wird das nie was.
So, heute habe ich auf eine Initiativbewerbung ein Telefoninterview. Wieso wollen die Leute mich nicht persönlich kennenlernen? Bin ich so hässlich? Naja, ich mach mir Mut – es ist eine Frau die mich interviewt!
Also, ich erzähle ihr meine traurige Insolvenzgeschichte und gebe mich so positiv wie ich es aus meinen Büchern kenne. Sie meint „Also, Frau P. mit ihrer Geschichte, die Sie hinter sich haben, hören Sie sich wirklich toll und gefestigt an – das muss ich schon sagen.“
Ich heule erst mal Rotz und Wasser als ich auflege – ich hätte Schauspielerin werden sollen. Da hätte ich einen tollen Job!
Ok, wo bewerbe ich mich noch?…..Ich bin 41 und das Berufsleben steht mir offen….mal sehen. Google, google…ja, was haben wir denn da? Coaching Unternehmen in Wiesbaden – oh, den kenne ich. Das ist der Exfreund meiner Friseurin – Vitamin B ist immer gut.
Ich schicke meine Bewerbung voller Elan ab und rufe danach gleich meine Friseurfreundin an – „Kannst Du mal bei Deinem Exfreund ein gutes Wort für mich einlegen?“……“Ach so, Du verstehst Dich nicht mehr so gut mit ihm?“ Ach ja, mal sehen was ich jetzt mache. Vitamin B ist wirklich eine tolle Sache….!
Sie werden es nicht glauben – der Exfreund ist absolut vielbeschäftigt – aber er hat geantwortet – er hätte meine E-Mail aufmerksam gelesen und er wird sich Anfang der Woche bei mir melden. Super!!!! Das ist mein Mann!
Das ist jetzt 2 Wochen her, dass er das schrieb………Arschloch!
Ach, jetzt einfach mal einen netten Abend mit einem gutaussehenden Mann verbringen…..Prosecco und Candle Light….das wäre es jetzt!
Nein, keine Ablenkung wird geduldet! Höchste Konzentration, Kathrin. Klick, Klick….was ist denn das für eine Anzeige?
Die suchen keinen Vorzimmerdrachen……was eine Ausdrucksweise im 21. Jahrhundert…scheinbar haben die mal schlechte Erfahrung gemacht.
Die nächste Anzeige ist auch nicht schlecht – Assistentin des Marketingleiters…. Wir brauchen jemanden, der 3 Sachen auf einmal machen kann und nie den Überblick verliert und und und…..
Nachdem ich fertig bin mit Lesen, bin ich schon erschöpft. Das allein zu lesen, da hast Du schon 10 gefühlte Überstunden in einer Woche im Kopf gemacht. Aber ich bin mutig und schicke die Bewerbung los.
Ich lass mich nicht unterkriegen…3 Sachen auf einmal….ha, ich schaff 5!! Das wäre doch gelacht.
Und den Vorzimmerdrachen verwandel ich auch noch in die gute Fee, die alles macht. Ich kann das! Langsam wirken die Bücher.
Ah, was ist denn das? Begabungsfrogs…wie in aller Welt bin ich denn auf diese Seite gekommen? Mal tiefer eintauchen in die Welt der Frösche. Zur Kontaktaufnahme bitte hier klicken….
Die Seite öffnet sich und wer kommt da zum Vorschein?
Halleluja!!!!!! Wow!!! Mein Froschkönig!
Ein gut aussehender Mann lächelt mich an und schreibt, dass er Herr Bieber, der Inhaber ist und sich um meine Belange kümmert. Meine Belange……………liegen zur Zeit „Inside me“ aber wir wollen ja Ernsthaft an die Sache dran gehen und einen seriösen Job suchen. Herr Bieber ist der Inhaber von den Fröschen…ich lach mich kaputt!!! Das ist wie der Zahnarzt, der Herr Metzger heißt.
Ok, jetzt aber mal im Ernst…Herr Bieber ist mein Mann! Ok, mal sehen was ich dem schreibe. Erst mal schreibe ich, dass man gleich gute Laune bekommt, wenn sich die Seite öffnet. Ich habe beschlossen alles nicht mehr so ernst zu nehmen (Lektion 5 meiner Lebensbücher) und drücke ein bisschen auf die Tränendrüse – arbeitslos – unschuldig arbeitslos und suche Hilfe auf dem Weg zurück in die Normalität und ob er mir nicht helfen könnte.
Steht ja da, dass er sich kümmert. Naja, ich bin ja mal gespannt.
Bis jetzt kam noch keine Antwort – noch nicht mal eine Eingangsbestätigung – so viel zur Begabung!
Ok, ich brauche mal eine Pause und muss zur Bank radeln.
Ohje, die Kontoauszüge treiben mir auch die Tränen in die Augen…schnell wieder nach Hause und einen Job suchen.
Mein Handy klingelt –meine Mutter. „Ja mir geht es gut, Mutti, aber ich muss Dir mal erzählen, was ich alles erlebt habe…….
„Kathrin…?
„Äh, ja Mutti, Äh…Ja? Das gibt es ja gar nicht!“
„Mutti, ich muss auflegen – ich rufe zurück.“
„Das glaube ich jetzt nicht!“ „Was machst Du denn hier?“
„Kathrin, schön wie immer und lachen tut sie auch.“
„Alter Charmeur!“
Da steht er, ein alter Bekannter….ähm Flug Kapitän, graue Haare, stahlblaue Augen und durchtrainiert, den ich mal vor 8 Jahren am Kindergartenparkplatz getroffen habe, als ich meine Tochter abholte und der mich damals schon so faszinierend fand. Habe ich noch nie verstanden….aber der Typ ist der Knaller!
Was hat mir mein Tagesspruch heute zur mir gesagt? Laufe aufmerksam durch die Welt….ich reiße meine Augen im Moment förmlich auf. Das ist er bestimmt…!
Wir unterhalten uns sehr nett und ich erzähle ihm meine ganze traurige Arbeitslosengeschichte…und berichte, dass ich jetzt mit meinen Kindern wieder woanders lebe. Er will wissen wo genau und Kathrin erzählt und erzählt so naiv wie sie ist…..ja, willst Du noch meine Handynummer, na klar…bin immer da……Du musst noch einiges lernen, Kathrin.
„Können wir nicht einen Kaffee bei Dir zuhause trinken“, fragt er mich.
Ach, Du Scheiße…wie sieht meine Bude aus – Katastrophal! Betten nicht gemacht, Krümmel auf dem Tisch, der Boden in der Küche müsste dringend gewischt werden und die Berge von Geschirr….davon rede ich jetzt mal nicht…“Äh, nee….ich muss Bewerbungen schreiben!“ Gutes Argument, Kathrin!
Er gibt mir noch seine E-Mail Adresse – damit ich ihm schreibe, wann wir uns denn mal treffen. Klar, mache ich. Gigi, Deine Stunden sind gezählt…..
Zum Schluss erzählt er mir noch, dass er verheiratet ist und 4 Kinder hat und ein Hund kommt auch noch dazu…..ein Haus hat er gebaut und er sei angekommen im Leben….
Gigi, mach Dich schon mal warm….ich komm gleich…..ich könnte heulen!
Nein, nicht unterkriegen lassen. Ich muss jetzt erst mal zum Amt mich und die Kinder ummelden, bevor ich nach Hause radel, um mich weiter in den Bewerbungswahn zu werfen.
„Also, mach’s gut und wir hören voneinander.“
Völlig verwirrt von der Fata Morgana Flug Kapitän….renne ich zum Ummelden. Die Dame, die gerade frei ist, kenne ich zufällig, weil ich mich vor 3 Jahren auch bei ihr umgemeldet habe und ihr schütte ich gerade mein Herz aus. Ich habe mich schon wieder getrennt….und ich werde nie wieder einen netten Mann kennenlernen, der es ehrlich meint mit mir. Und einen Job habe ich auch keinen mehr. Mein Leben ist ein einziger Albtraum!
Und dann fängt sie an selber Geschichten von sich zu erzählen. Jedes Leben ist anders – sie schwört auf das Internet – ohhh, das ist mir viel zu gefährlich. Da hört man schlimme Sachen – ich vertraue auf die Metzgerstheke beim REWE – ja, oder auf die Fußgängerzone mit freilaufenden Kapitänen…das ist doch mal ein Zufall.
Sie ist ganz lieb mit mir – ich glaube ich tue den Leuten leid. Sie kennen mich alle ein bisschen und wissen, dass ich ein herzensguter Mensch bin, der einfach nur glücklich sein möchte mit einem Partner, der ehrlich und offen ist und natürlich mit einem Traumkörper, den er regelmäßig stählt….ist ja klar….
Konzentration, Kathrin. Ich verabschiede mich und sie nimmt mich in den Arm und drückt mich….mir kommen mal wieder die Tränen. Nicht weinen! Das sind schlechte Energien.
Ich radel nach Hause und mache erst mal klar Schiff. Also, ich darf den Haushalt nicht so schleifen lassen…….ich räume gerade die ganze dreckige Wäsche vom Boden als es an der Tür klingelt.
Wer ist das denn? Habe nichts bestellt. Ich gehe an die Sprechanlage.
„Hallo, hier ist Thomas!“
Ach Du Scheiße, der Kapitän….ich habe noch nicht mal gesaugt. Uiiiii, ich drücke auf den Knopf und er kommt die Treppe hoch. So schnell kann kein Mensch saugen. Ich werfe die Wäsche ins Bad und schließe die Tür.
„Was machst Du denn hier..?“ „Wollte fragen, ob ich hier einen Kaffee bei Dir bekomme.“
„Ok, Kaffee…..Ich sehe den dreckigen Geschirrberg vor mir…wie komme ich jetzt in die Küche und mache einen Kaffee ohne dass er mir folgt. Ich bin zugegebenermaßen nervös. Warum eigentlich?
Ehe ich mich versehe und mich umgedreht habe, um in die Küche zu laufen, hält er mich schon am Gürtel fest. Ganz fest……ich kann nicht mehr entkommen! Hilfe!
ER versucht mich zu küssen – man, der geht ja ran – es ist 11.00h morgens! Ich habe noch kein Glas Prosecco getrunken um mich in Stimmung zu bringen. Das geht mir definitiv zu schnell und der Typ ist verheiratet!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das hatte ich erst, das brauche ich nicht mehr!
Ich winde mich aus seinem Griff und renne etwas hektisch in die Küche. Kaffee machen, Kaffee machen…wo ist denn hier mal eine saubere Tasse? Kathrin, ganz ruhig bleiben.
Derweil erzählt er was und schaut sich in der Wohnung um, die er wirklich lobt….er hat die Krümmel und die Staubflocken wahrscheinlich nicht gesehen. Vielleicht sehen Männer sowas auch nicht?!
Ich serviere ihm den Kaffee und er versucht es ein zweites Mal mich zu küssen. Seine Lippen sind rau…..ich habe nicht so rechte Lust, Angst macht sich in mir breit……Kathrin, tue das nicht! Du kommst in Teufelsküche und da ist es heiß, sehr heiß!!!! Meine Wunden davon lecke ich heute noch.
Er kommt mir immer näher, will mehr küssen. Ich umarme ihn – ich spüre eine starken Körperbau, Muskeln und seine ziemlich starke Erregung. Mein Kopf tickt wie wild – wie bekomme ich den Mann wieder runter.
Er reagiert so extrem stark auf mich…Wahnsinn! Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt und ich bin 41!
Gut irgendwann ist immer das erste Mal…..ähhh!
Ich zwinge ihn sich hinzusetzen und seinen Kaffee zu trinken und wir quatschen ein bisschen.
Er erzählt mir, wie gefährlich ich für ihn bin und er zieht mich mit seinen blauen Augen förmlich aus. Ich bekomme Panik!
Eigentlich will ich das nicht – aber NEIN sagen war noch nie mein Ding. Ich habe bei Männern immer pariert. Aber ich will mich ja ändern.
Ich frage ihn, warum gerade ich – er könnte doch jede haben und viel Jüngere und Hübschere – Nein, ich bin es und fertig! Gut, muss ich wohl so hinnehmen….
Dieser Mann aus dessen Mund das kommt, habe ich 8 Jahre nicht gesehen und stand gerade noch in der Fußgängerzone mit ihm…..was passiert hier?
Ich weiß nicht was ich denken und glauben soll. Ich stehe auf und will mir ebenfalls einen Kaffee holen. ER steht mit mir auf und dreht mich mit dem Rücken zu ihm und drückt mich auf den Esszimmertisch….ist der völlig verrückt geworden? Ich spüre seine Lust, aber alles in mir schreit „NEIN!!!!!!!!“
Jetzt werde ich rabiat. Ich wehre mich, lasse ihn stehen, er versucht mich nochmals zu küssen. Ich habe das Gefühl er ist kurz vor dem Durchdrehen.
Irgendwie schaffe ich es, dass er geht, er drückt mir noch einen Kuss auf den Mund und geht mit den Worten, ich solle ihm schreiben.
Gar nichts mache ich! Ich stehe kopfschüttelnd an der Tür und überlege fieberhaft was dieser Vorfall, diese Begegnung für mich bedeutet. Was hatte das für einen Sinn? Der restliche Tag verläuft etwas kopflos. Das ist mir wirklich noch nie passiert, aber das ist eine Prüfung für mich. Ganz klar!!
Ok, Kathrin sammel Dich mal und komme auf den Boden der Tatsachen. Tatsache ist, dass ich Arbeitslos bin und dringend einen Job brauche. Keinen Mann und einen Verheirateten schon mal gar nicht.
Ok, mein Jobfinder hat sich mal wieder gemeldet. Das ist auch der einzige, der mir Mails schickt……nein, es ist nichts interessantes dabei.
Dann schaue ich doch mal wieder auf dem Xing Portal und lerne mal wieder Leute kennen.
Also irgendwie muss ich mal schauen, wie ich an mehr Kontakte komme – ah, ich gehe einfach mal mein iphone Adressbuch durch…
Wen ich da alles finde…toll! Ich kontaktiere die Leute wie wild! Also, ich habe es innerhalb der letzten 3 Wochen von 0 auf 33 Kontakte geschafft – na, also so schlecht bin ich nicht und scheinbar kenne ich doch so einige.
Am Samstagabend schleift meine Freundin mich durch sämtlich Diskotheken in Frankfurt – es ist so frustrierend die ganzen jungen Hüpfer und jungen durchtrainierten Jungs zu sehen, dass ich mich mit Caipirinha abschiesse – dementsprechend geht es mir am Sonntag.Ich heule den ganzen Tag.
Heute muss ich mein Firmenauto zurückgeben, welches ich die ganze Zeit gefahren bin. Ab heute nur noch Bus und Bahn. Ich bin 41 – da sitzen andere in ihrem großen Haus, fahren 2 dicke Autos und fliegen 3 mal im Jahr in Urlaub mit ihren sauber rausgeputzten Kindern. Irgendwas mache ich falsch oder nicht?
Meine Kinder sind auch 2 Wochen mit ihrem Papa in Urlaub. Es ist zum Heulen!!!! Und ich keinen Job – mein Leben ist ein Alptraum, der nie endet.
Ich gehe in Sport und reagiere mich erst mal ab. Die anschließende Sauna tut mir gut und ich entspanne mich langsam etwas und abends geht es mir auch schon viel besser. Ich komme auch selber wieder aus meinem Tief! Das ist wie ein Meilenstein!
Ich komme nach Hause und weiß nicht warum, irgendetwas zieht mich magisch an den Briefkasten – ich öffne ihn und als ob ich es geahnt hätte liegt ein Brief darin, einmal zusammengefaltet. Ich hole ihn raus und schlage ihn auf. Ich sehe die Initialien des Kapitäns.. und darunter meine Initialien.
Dann der Satz „…treffen wir uns in den nächsten Tagen…?“
Bitte schreibe mir und seine E-Mail Adresse.
Das gibt es ja nicht – na, der lässt ja nicht locker.
Ich hatte ihm ja nicht geschrieben, da ich mich so aufgeregt hatte über sein Auftreten. Nun gut, jetzt musst Du mal Tacheles reden mit dem, Kathrin.
Nachdem ich meine Mails geöffnet hatte, habe ich ewig überlegt, was und wie ich es schreibe. Ich wollte, dass er versteht, dass ich das nicht will.
Und dann lief es auf meinen Fingern einfach raus – und ich schrieb ihm wie ein Weltmeister – ja, jetzt geb ich’s ihm.
„Danke für Deinen Zettel im Briefkasten.
Seit unserem letzten Treffen habe ich lange nachgedacht.
Was glaubst Du wer ich bin?
Was glaubst Du was ich fühle?
Was glaubst Du wie es zur Zeit in meinem Herz aussieht?
Keines der Fragen kannst Du beantworten, weil Du mich nicht kennst.
Es reicht nicht den Lebensverlauf eines Menschen zu wissen.
Den Auftritt, den Du Dir letzte Woche hier bei mir zuhause geleistet hast, war der Gipfel der Unverschämheit und ich verbitte mir, dass ich so etwas noch einmal zulasse. Ich weiß für mich genau, warum das gerade mir passiert ist und ich lerne…
Dafür bin ich zu wertvoll und zu verletzlich und ich muss, gerade jetzt, mein Herz und meine Seele vor so etwas schützen.
Zu der Riege Frauen gehöre ich nicht und will es auch nie werden.
Im Moment halte ich mich an Menschen, die gut zu mir sind und es ehrlich mit mir meinen.
Du kannst nicht auf der einen Seite sagen, Du bist angekommen und meine tolle Familie und auf der anderen Seite geilst Du Dich an mir auf. Das paßt nicht zusammen.
Du bist ein toller Mann, keine Frage, das weißt Du auch – aber leider nicht für mich.
Ich brauche ganz klar Ehrlichkeit, Offenheit und keine Männer, die mich einfach nur sexuell befriedigen wollen oder ich sie – unverheiratete oder geschiedene vielleicht – wenn sie mich erreichen in meinem Herz.
Aber keine verheirateten Männer – dafür habe ich schon zuviel durchgemacht was das betrifft und das möchte ich nie, nie wieder tun.
Ich wäre gerne mit Dir mal essen gegangen, aber das war es dann auch.
Ich denke, hier sind zwei Menschen mit zwei völlig unterschiedlichen Erwartungen und das paßt nicht.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und denke mal über meine Worte nach.
Dass Du mich wiedergetroffen hast, hat nämlich auch einen Sinn für Dich – irgendwann wirst Du ihn erkennen.
Herzlichst,
Kathrin
Abschickt um 20.21h – so das hatte er jetzt erstmal was zum Verarbeiten. Der spinnt doch wohl!
Ich lasse mir nicht mehr alles gefallen.
Um 22.58h kam die Antwort – das wäre ja alles gar nicht so gewesen und er wäre geschockt, dass ich das so sehen würde und er wollte mich nicht verletzen, dachte ich wolle das auch. Er will auch zu meinen Freunden gehören und ich solle ihn nicht wegschmeißen – er hätte nur Gutes im Sinn. Ich solle ihm verzeihen und mich nochmals mit ihm treffen, dass wir nochmals unter 4 Augen sprechen können…
Die Mail war schon gut geschrieben – ich traue der ganzen Sache dennoch nicht, aber ich denke mir – ok, eine Chance bekommt er noch, außerdem bin ich alleine und ein bisschen Ablenkung ist ja auch nicht schlecht und schreibe ihm zurück, dass wir uns treffen können aber nur zum Essen mehr nicht – das das klar wäre.
Er hat natürlich allem zugestimmt – ich schwinge mich Montagsabends um 20.00h auf meinen Drahtesel und sause ins 3km entfernte Restaurant welches ich vorgeschlagen habe. Komme rein, Bude voll, kein Kapitän – ach Du Scheiße!!! Ohje – Kathrin, keine Panik, Du bist 41 Jahre und Du setzt Dich jetzt alleine an den Tresen und bestellst was zu trinken, isst und dann gehst Du, wenn er immer noch nicht da ist.
Die Kellner sind super nett zu mir – und ich bestelle tapfer eine Flasche Wasser – zunächst. Ich bin froh, dass ich mein iphone habe und kann mich darum verstecken und schreibe fleissig What’s App Messages mit meinen Freunden. Nach 15 Minuten – der Herr ist immer noch nicht da, bestelle ich mir einen Salat – ich habe Hunger wie ein Bär! Während ich die Putenbrust darauf verschlinge spricht mich ein gutaussehender Mann von der Seite an – „Hach, da ist er ja!“ Na, bisschen spät, was? „Ja, ich bin auch mit dem Fahrrad gekommen und daher hat es etwas gedauert.“
Wir verbringen einen herrlichen Abend mit ernsten Gesprächen und viel Gelächter – es ist wirklich sehr, sehr nett und er lädt mich zu 3 Gläsern Champagner ein…Hicks…..! Ach, die tun so gut.
Nachdem wir die letzten sind, die im Restaurant sitzen, machen wir uns auch mal auf den Weg nach Hause.
Im Mondschein radeln wir giggelnd Richtung meiner Wohnung. Als wir ankommen, lade ich ihn noch auf einen Absacker ein….“Aber nur wenn Du Dich benimmst!“
Ganz brav ist er und das macht Spaß! Um 1.30 Uhr fährt er heim. Was ein schöner Abend – so mag ich das!
Wir verleben eine tolle Woche – er schreibt mir morgens schon in meinem Bewerbungswahn – „Lust auf Schwimmen?“ Ich hole Dich ab.
Oh ja, gerne – Keine halbe Stunde kommt die nächste E-Mail – Schwimmen fällt aus wegen aufkommenden Gewitter. Wir treffen uns zu einem leichten Salat in einem netten Italiener in der Stadt. Wunderbar – ich liebe Männer mit Ideen – aber keine Verheirateten…..
Egal, ich mache das Spiel mit. Er ist da, er lenkt mich ab – manchmal muss man die Gelegenheiten nutzen, die man im Leben bekommt. Ich nutze….
Wir treffen uns und er ist einfach toll – die Gespräche sind immer wieder einfallsreich, witzig, aber auch sehr offen und intim.
„Äh, entschuldigung, könntest Du bitte nochmals Deine Sonnenbrille mit Deinem T-Shirt putzen?“ Ich dachte ich guck nicht richtig – was hat der denn für einen tollen Bauch – der ist ja total durchtrainiert? Der Mann ist 51!!!!!! Oh, er nimmt sein T-Shirt erneut und putzt…oh, das sind ja Qualen. Kathrin, NEIN – gibt es nicht! Reiß Dich mal zusammen.
Das Schöne an den Treffen ist, dass ich irgendwie ich selbst bin. Ich ziehe an, was mir gefällt, ich rede was ich für Richtig halte.Ich tue nichts, um diesem Mann zu gefallen. Ich gefalle einfach weil ich bin wie ich bin. Das macht es so unkomplizert und so herrlich einfach oder vielleicht die Tatsache, dass es mit uns sowieso nicht klappen wird. Aber der Mann ist Schütze als Sternzeichen und das passt doch so gut zu mir…… Wir trennen uns in der Fußgängerzone. ER ist mit dem Motorrad gekommen, ich mit meinem Fahrrad. Wir verabschieden uns mit einer festen Umarmung und bevor ich gehe drückt er mir ein kleines rechteckiges Päckchen in die Hand. Er zauberte es einfach aus seinem Motorradhelm…Ich bin total überrascht und bedanke mich. Womit habe ich das verdient?
Ich gehe glücksstrahlend zu meinem Fahrrad – heute werden wir uns wohl nicht mehr sehen. Sehr schade – gerne hätte ich mich nochmals ausgetauscht. Ich fahre nach Hause und packe in aller Ruhe auf meinem schönen Balkon das Päckchen aus – zum Vorschein kommt ein traumhaft schöner Bleistift, aber nicht irgendeiner! In Silber und Holz verpackter Halterung. Ich bin total begeistert. Ich schreibe auch so gerne mit Bleistift und mit so einem schönen erst recht. Ich freue mich sehr, schreibe ihm gleich ein E-Mail, da ich ihn ja nicht anders erreiche, und bedanke mich sehr!
Oh, warum ist dieser Mann nicht frei???????????? Ich könnte heulen – Kathrin, es hilft nichts. Hör auf zu meckern – der Job ist wichtiger und außerdem ist der Mann zu alt! Was, der hat so einen tollen Bauch….ok, Gigi muss das heute abend richten.
Konzentriere Dich auf die wichtigen Dinge im Leben. SEX ist wichtig! Nein, jetzt nicht!
Gut, ich setze mich hin und suche weiter nach Jobs. Heute Abend bin ich mit meinem Freund Christian im Biergarten verabredet. Ok, wie komme ich da eigentlich hin? Fahrrad ist wohl schlecht, Laufen noch schlechter. Bus – das ist die Möglichkeit. Ich fange an mich gegen 18.15 Uhr fertig zu machen – erst ziehe ich einen langen schwarzen Zigeunerrock an – wieso geht denn der Reißverschluss nicht zu….er klemmt. Ich muss den Rock ausziehen – es geht nicht im angezogenen Zustand. Während ich versuche mich aus dem Rock herauszuquälen klingelt mein Handy. Wer ruft mich denn jetzt an?
„Hallo, einen schönen Guten Tag. Hier spricht Silke Klink vom Headhunter XY. Sie hatten sich bei uns beworben und nun möchte ich Sie erstmal persönlich kennenlernen!“
Ich fasse es nicht – es will mich endlich mal jemand persönlich kennenlernen!!! Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Ich bin gut drauf und sage zu ihr:“ Das ist einen gute Entscheidung! Endlich mal jemand, der sich auch mal ein persönliches Bild machen möchte. Sehr ordentlich“ Ich bin nicht auf den Mund gefallen – ich glaube ich bin mittlerweile schon so abgebrüht, dass es mir egal ist.
„Ja, wir möchten Sie kennenlernen. Paßt es Ihnen am Donnerstag diese Woche um 13.00 Uhr?“ Während ich mittlerweile halbnackt mit Frau Klink telefoniere, da mir der Rock aus den Händen geglitten war, sage ich alles zu, denke gar nicht darüber nach, ob ich kann oder nicht. Egal, es will jemand mit mir persönlich sprechen – dafür mache ich alles. Ich lege auf und bin total begeistert – auch davon wie nett sie war. Jetzt wird alles gut – es bewegt sich was in Sachen Job. Total beschwingt bekomme ich auch meinen Reißverschluss in den Griff und hole mir ein passendes Top aus dem Schrank, streife es mir über und während ich es runterziehe reißt der Träger. Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!
Alles wieder aus – ich ziehe das blaue Kleid an. Ohrringe, knallroter Lippenstift. Es sieht toll aus. Während ich mich vor dem Spiegel betrachte denke ich, das geht gar nicht. Du triffst Dich in einem Biergarten. Du kannst doch nicht mit einem Kleid in den Biergarten gehen. Ich ziehe mich wieder aus….schaue auf die Uhr und stelle mit Entsetzen fest, dass es schon 18.40 Uhr ist – ich bin um 19 Uhr verabredet, sitze noch nicht im Bus und komme sicher zu spät. Jetzt beeile Dich aber mal!
Ich stehe unbekleidet und ratlos vor dem Kleiderschrank. Ok, Jeans und weiße Bluse mit Lederjacke – ja,das paßt. Während ich mich beeile klingelt erneut das Handy. Was ist denn heute los???????
Ich gehe wieder ran und die nette Frau vom Headhunter Büro ist erneut am Telefon. „Ich habe Ihnen ganz vergessen zu sagen, Sie müssen uns den Termin schriftlich bestätigen.“ „Ja, mache ich!“ „Also schönen Abend!“ Ja, gleichfalls – Du bist die Frau des Abends für mich! Hurra!
Ich bin fertig, nehme mich als biergartenfertig ab und sause zum Bus mit meinem roten Lippenstift. Gut gelaunt laufe ich auf zwei schwatzende Busfahrer zu und frage höflich welchen der vielen Busse ich nach Pfaffenhofen nehmen muss. Die beiden Männer schauen mich von oben bis unten an – ich glaube sie sind noch nie in ihrem Leben von so einer Frau angesprochen worden. Sie sagen mir welcher Bus der Meine ist und ich renne los. Auch den Busfahrer frage ich ganz höflich, dass ich gerne nach Pfaffenhofen ins Brauhaus möchte. „Ja, da sind Sie hier richtig, aber der fährt erst in 8 Minuten.“ Ok, ich schaffe es sogar noch zur Bank zu flitzen und sitze dann überglücklich und bezahltem Busticket in Richtung Ziel. Ich kann es nicht fassen. Meine erste Busfahrt, seit ich meinen Partner verlassen habe – nix mehr A6 mit Ledersitzen und Navi….ich schaffe das, motiviere ich mich selber.
Während der Bus nach Pfaffenhofen schunkelt bin ich schwer mit meinem Handy beschäftigt. In der Zeit kann ich auch noch ein paar SMS schreiben. Plötzlich merke ich wie mir schrecklich schlecht wird von der Schunkelei. Ach Du Schreck! Ok, Busfahren ist nicht meins. Ich schicke unter Schlucken meinem Bekannten eine SMS. Er fragt mich, ob er mich irgendwo abholen soll. Nein, mein Lieber ich bin hier gefangen und schaffe es ohne zu Kotzen – ganz sicher. Aber bestell mir schon mal einen Schnaps!
Ich komme irgendwie an und der Busfahrer ist so nett, dass er mir auch gleich noch erklärt wie ich in den Biergarten komme! Wie nett – trotzdem kommen wir nicht mehr zusammen. Ich fahre lieber S-Bahn!
Ich laufe in schnellen Schritten Richtung Restaurant und das Wetter ist toll. Es ist warm und sonnig – fast wie in München.
Ich finde Christian sofort und er drückt mich ganz fest! Ich habe unsere Freundschaft sehr vernachlässigt und dafür schäme ich mich jetzt. Temperamentvoll fange ich gleich von meiner aufregenden Busfahrt zu erzählen….ich ziehe Christian gleich in meinen Bann und fange an von meiner „Leidengeschichte unschuldig arbeitslos und kein Mann mehr zu erzählen. Er hört angeregt zu und ich merke, dass er froh ist, seine alte Freundin wieder zu haben. ER bestärkt mein Handeln und fägnt an von sich zu erzählen. Er hat geheiratet! Ich bin zwar erst geschockt darüber, dass ich bei dem Fest nicht dabei war!!! Mein Freund Christian! Aber ich freue mich für ihn. ER hat so eine Liebe gefunden. Ich gönne es ihm von Herzen.
Nach einem sehr schönen Abend fährt er mich in seinem Audi! nach Hause. Ich bin glücklich, dass mir nicht schlecht wird und wir verabreden uns für bald wieder.
Ich freue mich auf mein Bett – was ein Tag!
Schnell nochmal meine E-Mails checken – vielleicht hat ja der Kapitän geschrieben. Ja, hat er! Wir sehen uns heute nicht mehr. Na gut! Gigi lauf Dich schon mal warm – ich komme gleich!
Am nächsten Tag sitze ich aufgrund meiner Baustellenfreunde bereits um 8 Uhr am PC und starte meine Stepstone Arbeitssuche. Mal schauen, was da heute Nacht so alles reinkam an Jobs. Ich weiß gar nicht, wer da nachts so diese E-Mails verschickt. Egal, Hauptsache es gibt welche.
Ah, da ist ja schon die versprochene E-Mail meines Donnerstagstermins. Ich antworte ganz brav und trage mir den Termin in meinem Kalender ein.
Also, ich glaube ich muss mir dringend eine Firma suchen, die mir Power Point und Excel beibringt. Hab ich noch nie gebraucht – jetzt wird es Zeit. Ich muss alles tun, um vorwärts zu kommen.
Ich kann natürlich auch mal meine Freundin fragen – das ist günstiger.
Ich schicke zwei Bewerbungen raus und eine Initiativbewerbung. Mal sehen.
Ja, Herr Kapitän liegt wohl noch im Bett – dem schicke ich gleich mal eine Guten Morgen Schlafmützen E-Mail. Man höre und staune – er antwortet auch gleich. Was machen wir heute. Kaffee und Kuchen im Hotel Sonnenhof – der Mann weiß was Frauen wollen – nein, ich muss mich jetzt wirklich mal bemühen um meine Bewerbungen.
Der Tag geht richtig schnell rum und abends bin ich mit meinem schwulen Freund verabredet. Ich habe ihn zu mir nach Hause eingeladen. Da mein Telefon immer noch nicht geht kommt mein Freund Andreas und will das erneut regeln. Ich versorge ihn mit Bier und Datteln im Speckmantel. Um 19 Uhr kommt Nils. Zwei Männer bei mir zuhause….wie schön. ER bringt mir eine tolle Hyazinthe mit – eine gelbe und ganz wichtig eine tolle Tüte…mit einem nackten Mann drauf mit einem Sixpack Bauch…leider ist der untere Teil nur mit Tulpen bedeckt – schade! Ich freue mich sehr – da tue ich gleich meinen Gigi rein, damit meine Kinder nicht nach falschen Taschenlampen suchen!
Nils schaut sich mein neues Reich an und ist ganz begeistert. Während ich uns einen Aperitif bereite, unterhält er sich mit Andreas und dann setzen wir uns auf meinen traumhaft schönen Balkon. Wir reden über alles Mögliche während mein Telefonfreund merkt, dass es doch nicht so funktioniert wie er möchte.
Was ein Drama – wieder kein Telefon. Also, er geht jetzt nach Hause und wird das Problem morgen erneut versuchen zu lösen. Ich verabschiede ihn und Nils rennt gleich ans Küchenfenster. „Der sah ja gut aus! Ist der Single?“ „Nee, Du, der ist verheiratet und hat 3 Kinder…“ Tut mir echt leid. Wir verleben einen tollen Abend und sind viel am Lachen! Gegen 23.00 Uhr geht er und ich freue mich als ich allein mit meinem kleinen Lila Tütenfreund bin. Frau wird bescheiden.
Am Donnerstag stehe ich früh auf – ich muss noch einen englischen Lebenslauf schreiben und verschiedene Dokumente ausdrucken. Da meldet sich der Kollege von der Lufthansa. Wie schaut es denn heute mit Sushi Essen aus – Oh, lecker, aber heute geht leider nicht. Ich muss noch einen englischen Lebenslauf schreiben, muss noch meine Haare fönen, brauche noch halterlose Srümpfe und wie ich nach Frankfurt kommen soll habe ich auch noch nicht nachgeschaut. Hilfe, ich bin im Stress.
Er bietet mir seine Hilfe an den Lebenslauf zu übersetzen. Das ist ja nett! Der verheiratete Mann ist meine Rettung. Ok, ich springe aufs Rad und besorge erst mal halterlose Strümpfe. Das klappt ja alles prima. Als ich nach Hause komme habe ich eine E-Mail bekommen, in dem der Mann der Lüfte mir anbietet mich nach Frankfurt zu fahren. Das gibt es ja gar nicht. Das ist so nett – jetzt weiß ich was der Mann für einen Sinn für mich hat – er soll mich entlasten. Ich muss das einfach nur erkennen. Ja, gerne kannst Du mich fahren. Es sind noch 1,5 Stunden bis zu dem Termin. Um 11.45 Uhr klingelt er und holt mich ab – ich bin bereits geschniegelt und gebügelt und abfahrbereit.
Ich steige in einen ganz normalen Golf ein – was ein symphatischer Mann. Ich liebe diese Einfachheit. Ohne Klimaanlage fahren wir über die Autobahn. Mir läuft der Schweiß zwischen den Brüsten herunter. Naja, es ist halt Sommer.
Als wir in Frankfurt ankommen fährt er ins Parkhaus – wie, will er mich noch bis dahin bringen? Das ist ja unglaublich – warum tut er das? Ach ja, er will ja mein Freund sein. Freunde machen das so. Wir setzen uns vor dem Gebäude noch in den Schatten und reden. Ich habe noch 45 Minuten Zeit.
Ich frage ihn nach seinem Sexleben. Ja, es wäre sehr gut seit 15 Jahren. Das gibt es ja gar nicht – wohl doch! Kathrin, lass ihn da wo er ist. Probiere es erst gar nicht – Du hattest ihm verboten, was verboten ist. Jetzt tue mal nicht so. Er wird immer attraktiver für mich.
Wir verabschieden uns voneinander. Ich hoffe sehr, dass ich ihn heute Abend nochmals sehen werden.
Das Gespräch beim Headhunter ist ganz toll, schickes Ambiente – die Frau ist genauso nett wie am Telefon und nach einer Stunde gehe ich voll motiviert wieder raus. Die werden mich schon unterbekommen und in guten Läden so wie mir scheint. Toll! Vielleicht habe ich schon bald einen Job! Und ohne Vitamin B sondern aus eigener Kraft.
Nach dem Gespräch setze ich mich alleine in ein Cafe am Opernplatz, habe ich auch noch nie gemacht, und rufe meine Freundin an und berichte. Sie ist begeistert und freut sich ehrlich mit mir.
Danach fahre ich nach Hause und schreibe weiter Bewerbungen und hoffe, dass sich der Airline Kapitän meldet. Ich hatte ihm bereist eine geschickt und berichtet wie es war.
Erst abends bekomme ich eine Mail zurück, in der steht, dass er kurz darüber nachgedacht hat, seinen Urlaub zu verschieben und noch ein paar Tage hier zu bleiben, aber das hat er wieder verworfen. Er ist eine ehrliche Haut. Allerdings bekommt er kalte Füße und will sich auch nicht mehr mit mir treffen am Abend. Er hat Angst, das spüre ich. ER hat Angst meiner Anziehungskraft nicht widerstehen zu können. Es tut mir ehrlich leid, da ich es sehr schön gefunden hätte, aber was nicht ist, ist nicht. Der Mann wäre sowieso nichts für mich gewesen, so gut er auch aussieht, so gut gebaut er auch ist und so aufmerksam und mit guten Ideen bestückt und noch Schütze ist – er soll es nicht sein. Es wird was besseres kommen.
Ich möchte einen Mann, der mich will mit seinem ganzem Herzen und diese Entscheidung trifft während seine anderen Baustellen abgearbeitet sind.
Ich gehe traurig zu Bett, Gigi ist leer und hätte mich auch nicht aufmuntern können. Kathrin, auch deine Tage kommen an denen Du endlich wieder küssen kannst!
Heute hatte ich ja mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte einen Termin mal wieder bei einer Personalberatung in Frankfurt. Ich muss mich noch aufstylen – gut gesagt getan – dann fahren wir mal los bei 34°C und Jacket…Klasse. Freitag, 14.00 Uhr – Kathrin, Du brauchst einen Job und kein Hitzefrei…!
Ok, ich fahre los, steuere in mein geliebtes Parkhaus am Goetheplatz und finde mit einigem Suchen das Büro auch hinter dem P&C. Naja, von außen ist es ja nicht so der Knaller, aber schaun wir mal. Ich klingel und man läßt mich ein. Ich laufe durch ein ziemlich versifftes Treppenhaus, auch da bin ich noch offen. Eine etwas seltsame Frau, die sich als Empfangsdame entpuppt öffnet mir, begrüßt mich – natürlich nicht per Handschlag. Ich stelle fest, dass ich viel zu overdressed bin. Sie führt mich in einen Raum, der an eine etwas größere Besenkammer erinnert, Oberlichter hat und auf dem Tisch eine Vase steht, die mit 2 traurigen Rosen bestückt ist. Alles sehr lieblos und an den Wänden hängen zwei Riesenbilder von IKEA. Nichts gegen IKEA, aber etwas einfallslos. Gut, die Dame, die gleich kommen wird ist sicherlich nett.
Meine Ansprechpartnerin erscheint um kurz nach zwei, um mir zu erklären, dass sie noch etwas zu tun hat und gleich kommen wird.
Als ich ihre birkenstockähnlichen Schuhe schon sehe, weiß ich was die Stunde geschlagen hat. Kathrin, hier bist Du auf der falschen Veranstaltung! Mist, und dafür hast Du jetzt Deine Zeit geopfert, aber da musst Du jetzt tapfer durch. 15 Minuten später erscheint sie wieder und erklärt die ganze Litanei – ja, ich kenne das schon alles…! 15 Minuten später ist das Gespräch zu Ende (sehr professionell!! – normal dauern gute Gespräche 1 Stunde), aber scheinbar hat sich diese Dame schon nach kurzer Zeit ein wunderbares Bild von mir und meiner Person gemacht. Ich bedanke mich und gehe. Ich habe ihr dann Montags abgesagt und ihr erklärt, dass ich nicht an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert bin.
Das Wochenende war ganz nett. Keine Kommunikation mit Männern…ach, ist das Leben langweilig und nachdem ich mir das Buch von Ellen Fein „Die Kunst den Mann fürs Leben zu finden“ gekauft und gelesen habe bin ich noch deprimierter!!! Diese 34 Regeln halte ich im Leben nicht durch!! Aber was bleibt mir übrig – wenn ich das nicht einhalte, dann werde ich keinen Mann finden, der mit mir ehrlicher Weise bis ans Ende meiner Tage mit mir zusammenbleibt, weil er bald das Interesse an mir verlieren wird…wie schrecklich. Ok, erst Job, dann Regeln einhalten. Ich bin sonst überfordert.
Bis dahin begnüge ich mich mit Sport – da kann ich meine Energien, die ich eigentlich für den Sex aufwende, abreagieren. Meine Tage sind auch ausgeblieben…….wahrscheinlich weil ich ohne Sex gar keine richtige Frau mehr bin – Oh, Kathrin wo soll das nur hinführen??
Wieso läuft das eigentlich bei Sex and the City immer – die haben immer Möglichkeiten Männer kennenzulernen und was für welche. So ein Mist!! Aber gut, kommt Job, kommt Mann.
Heute ist Montag und um 14.00 Uhr habe ich das nächste Gespräch.
Ich darf auf keinen Fall meinen Vorsprechtermin beim Arbeitsamt vergessen!!! Meine Exkollegin hat es vergessen, der haben sie gleich 200 € abgezogen vom Arbeitslosengeld! Banditen….wir sind auch nur Menschen und können mal was vergessen…naja, so im Stress sind wir als Arbeitslose ja eigentlich nicht……
Also, ich fahre wieder nach Frankfurt. Mittlerweile kenne ich die Strecke auswendig. Hoffentlich sieht mich kein potenzieller Mann in meinem Mini Auto. Ich habe das Auto meiner Mutter, welches sie mir netterweise geliehen hat. Ich bin ja echt dankbar, aber ich top gestylt und dann das Poppelauto. Nein, Kathrin, jetzt sei mal nicht so – Du willst mobil sein, egal mit was für einem Auto. Außerdem ist es laut der 34 Regeln egal ob Du reich oder arm bist. Wenn der Mann Dich wirklich liebt ist es ihm egal! Also fahre ich mit meinem Lupochen – wenigstens hat er ein Faltdach, welches man komplett öffnen kann und bloß nicht von rechts nach links gucken an der Ampel -, dann klappt das schon. Wenn, quatsche ich IHN im Parkhaus an…..ha!
Dieses Mal traue ich mich an der Oper zu parken und spaziere durch die Fressgasse in Frankfurt, vorbei an den Bars, wo der Champagner 25,00 € das Glas kostet..!!
Nein, ist das herrlich hier! Die Restaurants und Shops..hier gehöre ich einfach hin – ich spüre es. Nur mein Kontostand nicht – der spürt gar nichts mehr…
Ich finde die Seitenstraße, wo ich hin muss, schnell und klingel bei dem Unternehmen. Wieder Personaldienstleister – mal sehen wie hier das Treppenhaus aussieht, aber mit Erstaunen ist hier alles sehr schick. Wunderbar! Ich gehe die Treppen und komme an einen sehr schicken Empfang. Gut, die Empfangsdame ist nicht sonderlich herzlich. Sie setzt mich in einen Raum und bittet mich ebenfalls 2 Seiten mit Fragen auszufüllen – ich hasse es…aber ich mache das doch gerneeeeeee. Ich brauche doch einen Job!
Herr XY kommt gleich – er kommt auch 15 Minuten nach meinem Eintreffen und das Gespräch ist sehr nett und offen. Er sucht mir jetzt einen Job, der „rockt“ – so drückte er sich aus! Wunderbar, wenn da noch der passende Chef dabei ist – nehme ich.
Nach 1 Stunde verlasse ich das Gebäude – naja, das war doch mal nett und gut investierte Zeit! Ich rufe meine Mutter an und berichte.
Jetzt fahre ich wieder nach Hause – raus aus den Klamotten und diesen hochhackigen Schuhe – wie soll ich jemals einen ganzen Tag in diesen Dingern laufen?? Ich schaff das schon, ich bin doch eine Powerfrau!
Ich setze mich und bedanke mich nochmals per E-Mail bei Herrn XY und just klingelt mein Handy. Neuer Personaldienstleister will mich kennenlernen. Na, das läuft aber…! Wo kommen die denn alle her. Naja, bei mittlerweile 76 Bewerbungen sollte sich schon mal was bewegen.
Ich stimme dem Termin freudig zu, nachdem ich vielschaffend dahergeredet habe. „Ja, Donnerstag sollte klappen – was 11.00 oder 14.00 Uhr. Wir einigen uns auf 11.00 Uhr – perfekt.
Ich habe mir jetzt auch einen Native Speaker organisiert, der mit mir für mein wichtiges Interview nächste Woche Donnerstag über soll. Ja, ich tue einiges! Nur nicht stillstehen! Eine Schönheit ist er nicht, aber ganz lustig glaube ich. Außerdem suche ich einen Job und keinen Mann. Ich glaube ich bekomme das nicht aus meinem Kopf – nur Arbeit lenkt mich ab!
Dann kommt die nächste Absage……„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wir glauben Sie sind hier unterfordert und nach einem halben Jahr unglücklich.“
Wieder eine Absage!!!!!! Warum will mich keiner – das ist ein Albtraum – ich bin so traurig, wütend und es ist so frustrierend! Mir laufen die Tränen die Wangen runter…..es ist so enttäuschend!
Immer warten, immer diese Scheiß Prozesse!! Ich habe keine Lust mehr mich zu verkaufen…….ich will es nicht! Ich möchte doch nur einen Job!
Die Frau an der Aldikasse – die könnte ich jedes Mal angreifen wenn ich meine Butter dort kaufe….die hat wenigstens einen Job.
Ich fühle mich so ausgeschlossen von der Gesellschaft!!
Wo will ich hin? Wo ist mein Weg? Wo? Ich suche ihn und keiner hat mal einen schlauen Wegweiser aufgestellt!!!!!! Ich hasse es! Ich kann mich sowieso so schlecht orientieren! Ich will mein Navi zurück!
Ich habe zwei Kinder und muss schauen, wie ich das hier alles schaffe und keiner will mir einen Job geben. Warum nicht?
Kein Headhunter hat sich bei mir gemeldet! Alle reden immer und keiner macht was. Mir geht es richtig schlecht!!
80 Bewerbungen habe ich verschickt – wie viel sollen es noch werden? 100, 200???? Wie langen muss ich noch zu Hause warten? Ich mag nicht mehr! Ich bin so bemüht, ich investiere in mich und nichts tut sich……..das ist ungerecht!!!
Scheiß Arbeitsmarkt!
Ich habe das Gefühl bei mir stagniert alles – Job, Männer……alles.
Ich mag nicht mehr…….will mich verkriechen…was soll ich eigentlich auf dieser Welt? Was ist meine Aufgabe?
Am Sonntagmorgen des 09.09.2012 krabbel ich aus meinem Bett – schlaftrunken wandere ich wie jeden Morgen an mein Handy, um die tausend Nachrichten von irgendwelchen gut aussehenden Männern zu checken, die mich unbedingt daten wollte…..ha,ha – nichts dergleichen……….
Stattdessen….geht die Sonne auf……hey, was ist das denn??
„Wir möchten Sie gerne in unserem Team haben“
Waaasssss?? Wer hat sich denn da einen schlechten Scherze erlaubt an einem Sonntagmorgen. Ich öffnete die Mail und was lese ich da?
Eine ZUSAGE!!!!!! Ich fasse es nicht! Es ist soweit, aber es kann doch nicht sein – es ist doch Sonntag!!!! So was passiert doch nur unter der Woche und nicht am Wochenende.
Nach 108 Tagen ist die endlose Warterei vorbei! Ich habe es geschafft. Der Job ist ein 6er im Lotto. Kathrin, das Warten hat sich gelohnt. Ich bin völlig fassungslos…..und so glücklich. Alle meine lieben Freunde, meine Mutter, mein Bruder werden aus dem Bett geholt! Die Warterei hat ein Ende – ich habe es geschafft!!!! Ich habe einen Job und was für einen! An das Vorstellungsgespräch hatte ich gar nicht mehr gedacht…..Aber so ist es oft im Leben. Wenn man nicht dran denkt………
Nachdem ich die Zusage hatte zu dem Traumjob…..Ihr könnte euch nicht vorstellen, plötzlich wollten mich alle haben. Jedes Gespräch, was ich noch absolvierte…bin ja ganz zuverlässig und halte Termine ein…….ich hatte auf einmal 5 Jobangebote……es war total verrückt.
Wenn ich das heute – nach einem Jahr – alles so betrachte. Was ich diese Zeit durchgemacht habe……….Wahnsinn! Aber ich habe es geschafft. Leute ich habe es geschafft und ich wurde so belohnt vom Leben und das Warten hat sich mehr als gelohnt. Ich erfahre soviel Wertschätzung und Respekt – es ist einfach toll. Ich danke dem lieben Gott jeden Tag dafür!!
Motiviert Euch daran! Das Leben geht immer weiter und auch positiv. Ihr dürft nie aufgeben!!!! Niemals! Ich bin das beste Beispiel! Man sollte auch den Humor nie verlieren – dann geht es auch oft viel besser und es lässt sich vieles einfacher ertragen!
Ich schließe für heute und danke Euch für die Zeit, die Ihr meiner Geschichte aus der Vergangenheit gewidmet habt. Ich bin in Gedanken bei Euch und schicke Euch noch einen passenden Spruch.
„Glaube mir, dass eine Stunde der Begeisterung mehr gibt als ein Jahr gleichmäßig und einförmig dahinziehenden Lebens.“