Geht es Dir gut?
Letztens gehe ich in die Sauna und schnappe mir eine Zeitung.
Darin finde ich zufällig – es ist mir erneut zugefallen – 3 Artikel, die mir besonders ins Auge stechen.
Den ersten in der Rubrik „Karriere“. Es wird über eine Frau berichtet, die ihren Job kündigt, da sie sich unterfordert fühlt. Der Projektleiter des Team ist völlig aufgelöst, da er eine Persönlichkeit mit viel Know-how verliert.
Den zweiten Bericht finde ich in der Rubrik „Gesundheit“. Ein junger Mann wird nach Tage von einem Freund leblos in seiner Wohnung gefunden. Hinterher stellte sich raus, er hatte seit Jahren Depressionen.
Den dritten Artikel finde ich in der Rubrik „Familie“. Eine Frau verlässt ihren Mann. Dieser fällt aus allen Wolken. „Ich dachte es ist alles in Ordnung“
Das hat mich alles sehr nachdenklich gestimmt und ich frage mich:
Wo bleibt die Achtsamkeit für unsere Mitmenschen? Die Kommunikation? Das ehrliche Interesse am Anderen?
In letzter Zeit mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Menschen, die ich ehrlich frage, „Geht es Dir gut?“ verwundert sind. Fast erschrocken, ertappt oder oft einfach überrascht.
Viele fragen sich da im Stillen ganz skeptisch „Wieso fragt die das?“, „Was will die wissen?“ oder „Daran ist die doch nicht wirklich interessiert.“ „Das kann gar nicht sein.“ und „Ist sowieso nur so eine Floskel, wie bei den Amerikanern ‚How are you‘.“ Manche ducken sich noch mit dem Gedanken „Hoffentlich fragt sie nicht noch weiter. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus!“
Nähe, Offenheit, Gelassenheit und natürliche Neugierde ist in der heutigen Zeit wirklich zur Raritäten geworden. Doch da kommt die immer mehr werdende virtuelle Welt wie gerufen. Da brauchen wir uns niemanden zu nähern. Jederzeit ist genügend Abstand. Wir können uns verstecken, verbarrikadieren, bauen ein immer größeres Schutzschild um uns auf und glauben somit in Sicherheit zu sein. Vor was?
Vor verbalen Verletzungen, Bloßstellung, Respektlosigkeit, Nichtwertschätzung, Kritik, Herabsetzung, Verurteilungen, Schuldzuweisung, Stimmungsschwankungen und dem Kleinmachen der eigenen Person?
All das was ich jetzt aufgeführt habe, macht Angst. Eine Emotion und diese in unterschiedlichen Stadien. Doch wo Angst ist, kann keine Liebe sein und das wovor ich Angst habe, ist sowieso schon eingetroffen. Da frage ich, wo ist die Liebe geblieben? Erstmal für uns selbst und dann anderen gegenüber?
Manchmal erscheint sie in Form von Menschen, die tatsächlich andere Menschen um sich herum bewusst wahrnehmen, fühlen und emphatisch sind, und nach ihren Mitmenschen fragen, ob es ihnen gut geht, da sie sie feinstofflich spüren. Sie sind ehrlich interessiert wie es dem anderen geht. Diese Menschen schickt der Himmel. Sie erinnern immer wieder daran, sich selbst so anzunehmen wie man ist. Sie schrecken nicht davor zurück, wenn der Gefragte erstmal ganz schüchtern reagiert auf die Frage „Wie geht es Dir?“ Denn sie fragen erneut nach, wenn abgelenkt wird von der Frage selbst. Da zeigt ein anderer wirkliches Interesse für einen – möchte wirklich wissen wie es geht.
Ich mag Menschen, ich interessiere mich für meine Mitmenschen. Mag es sie anzulachen und ihnen aufrichtig einen schönen Tag zu wünschen. Mit ihnen ein paar Worte zu wechseln, bewusst im wertschätzenden Umgang zu sein. Energie zu versprühen, die ich in dem Moment zu viel habe. Ich selber fülle mich dabei selbst auf, indem ich gebe. Einfach ein tolles Gefühl. Meine Zeit, mein Bewusstsein, meine Wärme, meine Herzlichkeit und meine Energie einfach zu geben für eine andere Persönlichkeit.
Eine gute Übung, denn das kann man nur, wenn man auch selber mit sich wertschätzend, bewusst und respektvoll umgeht.
Und es ist großartig zu merken wenn die Person gegenüber spürt, dass man es ehrlich meint, Vertrauen schöpft und sich öffnet. Und dankbar ist sich aussprechen zu können und eventuell auch dann bereit ist Hilfe anzunehmen.
Dann würden solche Dinge wie in den Rubriken der Zeitungen nicht stehen. Achtsamkeit mit uns und anderen!
Selbstverständlich ist es wichtig auch zu fühlen wenn der andere es partout nicht möchte. Auch das kommt vor – Menschen, die diese Nähe absolut nicht vertragen können. Doch emphatische Menschen spüren das und respektieren dies auch.
Dennoch möchte ich Euch dazu ermutigen eure Mitmenschen um euch bewusst wahrzunehmen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen – denkt immer daran, ihr tut es für euch und füllt euch selber damit auf.
Und nun noch der Spruch des Tages, der schon sehr alt ist, doch ich finde ihn wunderbar „Liebe vermehrt sich, wenn man sie teilt!“
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